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Literatur


Albatros 1840 - mein Erstlingswerk

Als Erstlingswerk habe ich die Albatros im Maßstab 1:55 (wobei es sich, wenn man das Modell mit der echten Albatros vergleicht, wohl eher um 1:85 handelt) aus dem Hause Constructo im Vertrieb von Krick ausgewählt. Die Gründe waren zum einen die Kennzeichnung als geeignetes Einsteigermodell, um wesentliche Techniken des historischen Segelschiffmodellbaus zu erlernen, zum Anderen daß an diesem Modell schon alles getan werden muß, was auch bei Modellen für den fortgeschrittenen Modellbauer auch getan werden muß (Spantbauweise, Beplankung, Segel nähen etc. pp.). Zudem ist das Modell optisch sehr gefällig und verfügt über unterschiedliche Segelarten (Stagsegel, Gaffelsegel, Rahsegel).

Ich bitte die teilweise miserable Qualität einiger Photos zu entschuldigen: Meine Kamera hatte zwischenzeitlich den Geist aufgegeben, so daß ich auf die Handycam ausweichen mußte - was eine mittlere Katastrophe ist.

Geschichte

Die Albatros ist ein 1840 in Baltimore gebauter Schoner. Derartige Schiffe wurden auch als Baltimore-Klipper bezeichnet, wobei mit dem Begriff Klipper oft recht inflationär umgegangen wird. Es handelte sich typischerweise um recht schnelle Schiffe. Die Baltimore-Klipper dieser Art waren möglicherweise von den Franzosen inspiriert, die während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges 1775-1783 die Amerikaner an deren Ostküste gegen die Engländer unterstützten und daher mit ihren schnellen Fregatten häufig in den Ostküstenhäfen anzutreffen waren.

Die Albatros verfügt über einen scharfen und glatten Rumpf, der eine Ausrichtung auf hohe Geschwindigkeiten annehmen läßt. Die Besegelung mit Stag- und Gaffelsegeln erlaubten ein gutes Fortkommen beim Kreuzen gegen den Wind. Die zusätzliche Rahbesegelung brachte weiteren Vortrieb beim raumem Wind.

Die Albatros ist Stellvertreter für einen Schiffstyp mit vielfältigen Anwendungsgebieten. Laut Modellbeschreibung des Herstellers wurde dieses Schiff ursprünglich als Küstenverteidiger gebaut und darum mit Kanonen ausgestattet. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit könnte dieses Schiff aber auch bei Schmugglern sehr beliebt und als Handelsschiff - besonders für schnell zu transportierende verderbliche Waren wie Früchte und ähnliches - geeignet gewesen sein. Eine Foren-Teilnehmer, welcher ebenfalls die Albatros gebaut hat - berichtete mir, dass die Albatros in der Tat als Handelsschiff unterwegs gewesen sein soll.

So wird sowohl in [Nil1820] eine Albatros erwähnt, die 1817 Sandelholz von den Sandwich-Inseln nach Canton transportiert. In [Chi63] wird eine ein 284-Tonnen-Schooner namens Albatros, der im Hafen von Chicago verkehrte. Der Bericht stammt aus dem Jahr 1863 - es könnte sich in der Tat um das hier gebaute Modell handeln. In [Uni1853] wird von einem Schiff Albatros berichtet, welches mit einer Ladung Korn (nein - nicht der Schnaps) in der Woche vom 9.-16. Frebruar 1853 von Philadelphia nach Liverpool aufbricht. In [Chr1858] ist eine 1858 in Hamburgh (dem heutigen Glenville, Northh Carolina) auf die Firma A. J. Hertz and Son registriertes und von Captain J. H. L. T. Hamann kommandierte Brigg genannt (könnte eine Schonerbrigg gewesen sein).

Was war noch los im Baujahr 1840?

  • Gregor XVI. ist Papst.
  • Man befindet sich in der (gar nicht so biederen) Biedermeierzeit..
  • Karl Spitzweg malt "Der Schmetterlingsfänger".
  • Friedrich III., König von Preußen stirbt. Friedrich Wilhelm IV wird neue König von Preu0en.
  • Ludwig I. ist König von Bayern.
  • Ferdinand I. ist Kaiser von Österreich, Queen Victoria regiert England, Isabella II. ist Königin von Spanien.
  • England liegt mit China im ersten Optiumkrieg (1839-1842).
  • Justus von Liebig veröffentlich sein Werk "Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie". Dieses Buch ist mit dem Beginn der Kunstdüngung gleichzusetzen
  • Die Briefmarke und das Morsen werden erfunden.
  • In Deutschland wird der erste Kindergarten gegründet.
  • Der Erfinder des Luftreifens John Boyd Dunlop wird geboren.
  • In England wird die erste Dampfschiff-Linienverbindung von England nach Amerika etabliert (Schiff "Britannia", die spätere "SMS Barbarossa") und die erste Bahnlinie entsteht in Baaden.

Maße

Modell Modell (1:85, richtiger) Original (berechnete Werte bei 1:55 / 1:85)
Länge über alles: 50,8 cm 27,94 m / 43,18m
Rumpfbreite 16,0 cm 8,80 m / 13,60m
Höhe über alles: 39,0 cm 21,45 m / 33,15
Tiefgang: ./. ./.
Höhe Großmast über Deck: ./. ./.
Verdrängung:
Baujahr: 2011-2013 1840

Bau des Rumpfes

Der erste Schritt ist der Aufbau des Spantgerüsts. Die Spanten und der falsche Kiel sind lasergeschnitten und paßgenau. Die Spanten müssen nur aufgesteckt und verklebt werden. Die Verklebung habe ich mit Weißleim vorgenommen. Auf exakte rechtwinkligkeit der Santen zum falschen Kiel ist zu achten. Zwischen Spanten und falschem Kiel wurden in die Ecken zur weitern Stabilisierung Leimraupen gelegt. Die Ausrichtung der Spanten auf dem Kiel wird nochmals mit einem Winkel überprüft.

Als nächstes überprüfe ich das Spantgerüst auf Geradheit und fixiere es auf einem Baubrett, damit es sich nicht verziehen kann, wenn das Deck montiert wird. Das Deck ist vorausgestanzt. Mit einem Skalpell wird das Teil ganz ausgeschnitten und die Mittellinie markiert sowie die Position der Spanten markiert, um an diesen Stellen Nägel eintreiben zu können. Das Deck wurde auf das Spantgerüst aufgenagelt und die Ecken zwischen Spanten und Deck mit Leimraupen verstärkt. Zusätzlich zur Nagelung wurde Epoydharz zur Verklebung benutzt. Das Deck wird zudem vor dem Aufnageln befeuchtet und sowohl in Längs- als auch in Querrichtung gebogen, ums Spannung aus dem Decksbrett zu nehmen, da dies sphärisch gebogen werden muss: Da ist nicht nur der Decksprung, das Deck fällt zusätzlich zu den Seiten hin ab (klar, das Wasser muss ja auch irgendwo hinlaufen können). Das Spantgerüst ist jetzt schon recht stabil und verzieht sich schon nicht mehr so leicht.

Der nächste Schritt ist das Straken. Damit wird die Auflageflächen der Planken auf den Spanten vergrößert. Hierbei muß darauf geachtet werden, daß man das Material nur an der richtigen Seite (gen Bug oder achtern) abnimmt, um eine korrekte Form des Rumpfes zu erhalten.

Nun beginnt die Beplankung am oberen Rand de Rumpfes. Ich bin zunächst mangels besseren Wissens "frei Schnauze" corgegangen. Das 1,5 mm Dicke Holz läßt sich nicht sonderlich gut biegen. Das ist die meiste Arbeit. Zudem müssen die Planken noch in sich verdreht und alle einzel zugeschnitten bzw. geschliffen werden.



Bug, bis zur Hälfte beplankt.


Heck, bis zur Hälfte beplankt.



Blick von unten auf die halbe Beplankung.

Einen kleinen Fehler habe ich hier gemacht, der später Probleme bereiten wird: Der falsche Kiel hätte nach hinten unten verjüngt werden müssen, damit der beplankte Rumpf besser mit der Achtersteven abschließt. Bis dahin sieht alles dennoch ganz gut aus. Nach unten hin gab es aber Probleme mit den Biegungen der Planken, so dass ich ordentlich fuschen mußte.

Wie das Problem lösen? die erste Idee war, das Modell zum Wasserlinienmodell umzubauen und auf ein Wasserdiorama zu setzen. Die zweite Idee (danke an die Firma Krick - ein Mitarbeiter hat mir die Idee gebracht) war besser: eine doppelte Beplankung, so wie es eigentlich heute im Schiffsmodellbau üblich ich (denn die erste Beplankung ist aufgrund der Dicke der Planken immer deutlich schwieriger). Dies habe ich dann gemacht mit 0,5 mm Nußbaumfurnier. Diese zweite Beplankung wurde aber mit Methode aufgebracht. Mehr dazu später, erst wird das Schanzkleid angebracht.



Fertige erste Beplankung mit unbeplanktem Schanzkleid.

Es geht an die Deckbeplankung. Die Decksplanken werden zurechtgeschnitte auf eine Plankenlänge, die etwa 6 m entspricht. So lang waren Planken damals (ungefähr). Je eine Kurz- und eine Lang-Kante wird mit einem Filzstift geschwärzt um dadurch die Kalfaterung nachzugebilden. Ich verwende ein real existierende Beplankungsmuster. Die Nagelung wurde imitiert, indem mit einem harten Bleistift Löcher in die Planken gedrückt werden in einer Art, dass jede Planke an jedem Decksbalken (die es im Modell aber nicht gibt) genagelt erscheint.



Deckbeplankung.


Nagelung der Deckbeplankung im Detail.

Nach Anbringung des Wassergangs auf Deck (das Biegen funktioniert gut, wenn man die Leiste in einer mit heißen Wasser befüllte Flasche einweicht) wird eine Nut zur Aufnahme von Vordersteven und echtem Kiel eingebracht und beide eingesetzt.

Dann kommt die zweite Beplankung. Dazu bringe ich zunächst mittels eines Fadens eine gefällige Linienführung etwa höhenmittig am Rumpf an (mit kleinen Sekundenklebertropfen.). Diese Linie ist mein erstes Ziel: von der Unterkante des Kiels wird bis zum Faden beplankt. Dabei wird immer wieder von der aktuellen Planke die Distanz zum Faden vermessen (an mehreren Stellen) und durch die Anzahl der bis dorthin verlegbaren Planken geteilt. Man erhält so eine Breite, die alle Planken an dieser Stelle haben müssen. Die Planken werden entsprechend zurechtgeschliffen, so dass sich insgesamt ein harmonisches und gleichmäßiges Plankenbild ergibt. Ab und an kann eine Planke aber nicht verlegt werden, weil sie dazu stark um die Breitseite gebogen werden müsste. An diesen Stellen werde ich die Planken spanabhebend in die rechte Krümmung gebracht. Eingesetzte Butten und verlorene Gänge werden wie in den Beschreibungen aus zu [Mon2008] Buch gestaltet (hier nicht die englische Machart sondern eher die holländische Variante).



Die zweite Beplankung bis zum Faden. Faden bereits entfernt.

Auf die gleiche Weise wird sich nun von der Unterkante des Schanzkleides nach unten gearbeitet. Ich habe festgestellt, dass eine Sponung zumindes im Vordersteven anzubringen keine schlechte Idee gewesen werden. Beim nächsten Mal werde ich das sicherlich auch machen, um am Vordersteven einen saubereren Abschluß zu erreichen.



Zweite Beplankung nach Fertigstellung.


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