Kleiner Filterführer

Photographische Filter sind Glas- oder Kunststoffscheiben, die in der Regel vor die Frontlinse des Objektives geschraubt werden und die aufgrund ihrer Eigenschaften Licht einer bestimmten Art herausfiltern (und damit nicht auf den digitalen Sensor bzw. - so es sich um eine konventionelle Kamera mit Photofilm handelt - auf den Film fallen läßt. Das herausgefilterte Licht trägt somit nicht zur Belichtung bei. Desweitern existieren Filter, die das Licht zwar weiterhin in die Kamera fallen läßt, dieses aber verändert (z.B. Weichzeichungsfilter, die das Licht leicht diffus machen).

Für Photoapparate mit Film gibt es eine sehr große Anzahl von Filtertypen, die in der digitalen Photographie keine Rolle mehr spielen, da die Bildbearbeitungssoftware diese Aufgaben sehr leicht übernehmen kann. Dazu gehören Beispielsweise Farbkonversionsbilder, die die Farben eines Bildes in eine bestimmte Richtung leiten (um z.B. das rote Licht einer Glühlampe ins bläuliche konvertieren und damit zu einem farbneutralen Bild führen können.) Diese Filter sind nicht Teil dieses Filterführers. Hier beschränke ich mich auf die für die Digitalphotographie (mehr oder weniger) sinnvollen Filterarten. Allen (außer dem UV-Filter) gemein ist: Die Effekte können nicht oder nicht immer mit einer Bildbearbeitung nachgeahmt werden.

Im Einzelnen möchte ich folgende Filterarten erläutern:

Noch ein Hinweis: Beschaffen Sie hochwertige vergütete Filter. Die Bildqualität wird es Ihnen danken und Sie haben weniger Probleme mit Reflektionen!

UV-Sperrfilter (UV-Filter)

UV-Filter sind heutzutage für digitale Kameras nicht mehr notwendig. Sie werden jedoch oft als Schutzfilter verwendet, um die Frontlinsen der Objektive vor Kratzern und Verschmutzungen zu schützen. Das kann durchaus sinnvoll sein, besonders wenn man die Frontlinse vor Wasser und Sand schützen will. Ansonsten kann zum Schutz vor Anstoßen und damit mechanischer Belastung eine Streulichtblende verwendet werden. Ein UV-Filter resultiert immer auch in (bei guten UV-Filtern geringen) optischen Verlusten.

Neutraldichtefilter (ND-Filter)

Neutraldichtefilter werden häufig auf als Graufilter bezeichnet und bestehen aus grauem Glas. Sie reduzieren die Lichtmenge, die auf den Kamerasensor fällt gleichmäßig für alle Farben. Sie sind daher eine Art farbneutrale Sonnenbrille für die Kamera. Aber Achtung: Das muss nicht für Infrarotlicht gelten. Die Firma B+W (Schneider Kreuznach) weist konkret darauf hin, Graufilter nicht zur Sonnenbeobachtung zu verwenden!

Was bringt es - die Lichtmenge zu reduzieren, wo man doch sowieso eigentlich nicht Licht genug haben kann? Weniger Licht bedeutet, dass man entweder länger Belichten muss (oder kann), oder dass man die Blende weiter öffnen muss (bzw. kann). Eine längere Belichtungszeit wird z.B. dann nötig wenn man bei hellem Tageslicht eine leere Autobahn A3 fotographieren möchte (belichtet man nämlich nur lange genug, verschwinden die Autos auf der Straße (kein Witz)). Gleiches gilt, will man z.B. ein Museum während der Öffnungszeiten menschenlos darstellen. Eine weitere Anwendung ist zB. wenn man ein unruhiges Gewässer still darstellen möchte. Hier muss man ebenfalls nur lange genug belichten.

Ist zuviel Licht vorhanden, muss eventuell die Blende verkleinert werden. Somnit wird die Schärfentiefe größer. Auch das kann man verhindern, in dem man die Blende wieder öffnet und die (möglicherweise zu kurze) Belichtungszeit durch Vorsatz eines Neutraldichtefilters verlängert.

Neutraldichtefilter gibt es in verschiedenen Dichten, z.B. ND0.3, ND0.6, etc. Was bedeuten diese Zahlen? Je höher die Zahl, desto weniger Licht fällt auf den Sensor:

ND-Wert Blendstufe Veringerung der Lichtmenge auf... Verlängerung der Belichtungszeit auf das...
0,31 Blende1/2doppelte
0,62 Blenden1/44-fache
0,93 Blenden1/88-fache
1,86 Blenden1/6464-fache
3,010 Blenden1/10241024-fache
x(x/3) Blenden1/2^(x/3)2^(x/3)-fache

Ein ND6,0 bedeutet damit, dass nur noch etwa ein Millionstel der Lichtmenge in das Objektiv einfällt! Die Belichtungszeit steigt auf das millionenfache. Ein Foto, dass mit 1/500s ohne Filter belichtet würde, müsste mit diesem Filter ungefähr 33 Minuten lang belichtet werden muss/kann (bei gleicher Blende)!

Hinweis: Manche Filter werden auf mit der Angabe "+3 Stops" oder ähnlich angegeben. +3 Stops beudet eine EV von +3 (also 3 Blenden), es handelt sich also laut obiger Tabelle um einen ND0.9.

Bei der Arbeit mit ND-Filtern - gerade mit denen von der dunkleren Sorte - kommt nicht mehr viel Licht in die Kamera. Daher kann auch der Autofokus (es ist ja ab einer gewissen Dichte nun zu dunkel) nichts mehr sehen und seine Tätigkeit nicht mehr ausüben. Daher: Fokussieren Sie, BEVOR sie den ND-Filter aufschrauben! Nachher können weder Sie noch die Kamera etwas sehen.

Tip: Für Android-Nutzer gibt es die App "ND Calc" von briandorey, mit der sich leicht die Belichtungszeitverlängerung durch Einsatz des ND-Filters berechnen läßt.

Polarisationsfilter (Polfilter)

Der Polfilter intensiviert Farben und verstärkt Kontraste, reduziert Spiegelungen von metallischen Oberflächen oder feuchten Oberflächen (nasse Straße, Gewässer), und vermindert den Dunst bei Landschaftsaufnahmen. Warum ein Polfilter so funktioniert wie er funktioniert, kann im zugehörigen Wikipediaartikel nachgelesen werden.

Dieser Effekt kommt besonders stark zu Geltung, wenn die Kamera und damit das Objektiv im 90°-Winkel zu Sonne steht. Beim Photographieren gegen die Sonne oder mit der Sonne im Rücken tritt der Effekt nur sehr schwach ein.

Der Polfilter wird - wie andere Filter auch - vorne auf das Objektiv geschraubt. Der Filter an sich ist auf seinem Gewinde jedoch drehbar gelagert. Dreht man nun den Filter nun langsam kann man mit bloßen Auge den Effekt beobachten. Man dreht in in eine Stellung, die dem gewünschten Effekt entspricht und schießt ein reflexionsarmes, klares und farbintensives Photo.

Wie andere Filter kostet ein Polfilter jedoch auch Licht. In der Regel handelt es sich dabei um 1 bis 2 Blendstufen. Dies stellt aber im Sonnenlicht nur selten ein Problem dar, so dass der Polfilter eine unbedingte Kaufempfehlung darstellt.

Tip: Kaufen Sie jeweils den Polfilter passend für das Objektiv mit dem größten Filterdurchmesser. Für die kleineren Filterdurchmesser der anderen Objektive existieren Step-Up-Gewinde. Ein Polfilter ist recht teuer.

Verlaufsfilter

Verlaufsfilter helfen, mit starken Helligkeitsunterschieden zwischen Himmel und Boden zurechtzukommen. Verlaufsfilter sind teilweise klar, verlaufen dann zu einer Seite hin aber in einen ND-Filter. Dieser dunklere Teil ist dazu gedacht, den Himmel abzudunkeln und somit auf ein gleichmäßiges Helligkeitsniveau zu gelangen.

Damit verhindert man abgesoffene Bodenbereiche und ausgefressene Teile des Himmels. Sicherlich ist dies auch mit Mehrfachbelichtungen, die man später in der Bildbearbeitung überlagert, möglich (erstes Foto dunkler belichtet für einen schönen Himmel, zweites Foto heller belichtet für eine tolle Landschaft, und dann zusammenbauen). Mehrfachbelichtungen sind aber nicht immer möglich. Spätestens dann ist dieser Filter erforderlich.





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