Drittel-Regel - Gegen Langeweile-Bilder!
Es gibt Zahlen, die einfach etwas besonderes sind. Eine dieser Zahlen ist
die sogenannte goldene Zahl (ungefähr 1,618). Sie hat eine ganze Reihe von interessanten mathematischen Eigenschaften.
Diese Zahl trifft man in der Natur, in der Wissenschaft, und in der Kunst immer wieder an. Wer nähere Informationen
über diese Zahl nachlesen möchte, findet in Wikipedia einen guten Artikel
(CLICK!).
Für die Photographie und Malerei spielt diese Zahl dahingehend eine wichtige Rolle, da das Verhältnis
1:1.618 ein vom Menschen im Allgemeinen als sehr ausgewogen empfunden wird. Setzt man ein Motiv
nun in einem Photo so, dass es das Bild (in Breite oder Höhe) im Verhältnis 1:1.618 teilt, so erscheint
das Photo besonders harmonisch, interessant und spannend, viel interessanter und spannender als wäre das Motiv in der Mitte des Bildes.
Goldene Zahl und Drittelregel
Rote Linien teilen das Bild im Verhältnis 1:1.618 (goldene Zahl).
Blaue Linien teilt das Bild im Verhältnis 1/3 : 2/3 (Drittelregel).
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Wie kommt man jetzt auf die Drittel-Regel?
Die Frage ist berechtigt. Die Antwort ist ganz einfach: Man kann beim Photographieren kaum abschätzen,
wo die Linie liegen müßte, die das Bild im Verhältnis 1:1.618 teilt. Und auch läßt sich 1.618 schwer merken.
Das Teilungsverhältnis ist zwar scheinbar optimal und manche Photojurys sollen auch schon nachgemessen haben, aber
letztlich kommt es gar nicht so genau drauf an. Daher kann man grob sagen: Das Teilungsverhältnis sollte ein- zu zwei Drittel betragen.
Das Bild oben zeigt, dasss der Unterschied nicht wahnsinnig groß ist. Man könnte weiter vergröbernd auch sagen: Verschieben Sie ihr Motiv
etwas aus der Mitte!
Die Drittel lassen sich also einfach besser in der Praxis handhaben, und schon war die Drittel-Regel geboren.
Im Bild oben ist die Drittelregel doppelt angewendet worden. Die große Blüte - das Hauptmotiv des Photos - teilt das Bild
sowohl horizontal als auch vertikal in etwa 1:618 (oder ganz grob in ein Drittel zu zwei Drittel). Das Bild wirkt dadurch viel natürlicher
und interessanter als das gleiche Bild mit der Orchideen-Blüte in der Mitte des Bildes.
Macht die Drittel-Regel Photos schön? Mut zur Außermittigkeit!
Jain. Nach der Drittel-Regel komponierte Photos machen in der Regel einen guten Eindruck. Man muss die Drittelregel aber immer mit bedacht anwenden.
Manchmal ist es gut, auf die Drittel-Regel zu verzichten, z.B. wenn man symetrische Objekte darstellen möchte, oder wenn man das Bild von Rand zu Rand
füllen möchte.
Bei vielen Motiven ist die Drittel-Regel aber auch meist sinnvoll. So sollte man sich bei Landschaftsaufnahmen mit einem Horizont in der Regel dafür entscheiden,
ob man nun den Himmel oder die Erde betonen möchte und den Horizont auf die obere oder untere Drittellinie legen. Achtung: Das genannte Drittel ist immer nur ein grober Anhaltspunkt! Es heißt nicht, dass in jedem Bild die Drittel-Regel angewendet werden müsste oder sollte!
Noch ein kleiner Tipp: Achten Sie bei Ihren Motiv auf die Blick-/Bewegungsrichtung! Blickt/bewegt sich das Motiv nach links, so setzen Sie das Motiv von der Miite nach rechts. Analog verfahren
Sie für den Blick/die Bewegung nach rechts, oben und unten.
Fokussierung und Belichtungsmessung
Wenn das Motiv in der Mitte des Bildes liegt, dann ist alles ganz einfach: Draufhalten, Auslöser drücken, fertig. Bei außermittigen
Motiven muß anders vorgegangen werden: Erstens ist anders zu fokussieren, zweitens ist anders zu belichten. Dazu hat man mehrere
Möglichkeiten.
Zum Fokussieren kann man einerseits den Fokuspunkt verschieben. Das geht bei einigen Kameras frei, bei anderen gibt es einige wenige
Fokuspunkte, wieder andere haben auch nur einen einzigen Fokuspunkt oder man möchte einen bestimmten Fokussensor verwenden. In der Regel
wird man heute, wenn möglich, einfach den Fokuspunkt verschieben. Falls das nicht möglich ist, fokussiert man ganz normal auf das
Motiv, drückt den Auslöser halb durch und schwenkt dann die Kamera so, dass das Motiv in der Nähe der Drittellinien zu liegen kommt.
Dabei verändert sich aber die Lichtsituation. D.h. dass das Motiv gesondert angemessen werden muß. Die resultierende
Blende und Belichtungszeit müssen dann gespeichert werden. Alternativ merkt man sich die genannten Werte und wechselt
in den manuellen Modus.
Diese Methode ist natürlich problematisch, wenn man einem bewegten Motiv folgen muss. Hier bleibt dann nur die Methode mit dem verschobenen Fokuspunkt
oder eine Nachbearbeitung: Schneide man an einer Seite ein Stück vom Bild weg, so wird das Motiv in Richtung dieser Seite verschoben. Das wiederum erkauft man sich
mit einem Verlust von Bildpunkten.
Also ab durch die Mitte bzw. besser knapp dran vorbei.
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